KG Altstädter “Blau-Wiess” Horrem von 1937 e.V.
Zum Jahreswechsel 1937 beschlossen Hemmersbacher Männer, die beim Frühschoppen zusammen saßen, eine Karnevalsgesellschaft zu gründen. Es wurde auch gleich ein Vorstand und Elferrat gebildet und als erster Präsident dieser KG wurde Adam Mevis auserkoren. Sybille Höveler stand als eine schöne Maid dem Präsidenten als Mariechen zur Seite.
Zwei Jahre später zum Silvesterappell stand ein Funkenchor zur Verfügung. Um das Mariechen Hedwig Löffler und unter der Leitung von Schorsch Gerharts hatte sich mit 12 gestandenen Männern ein prächtiges Funkencorps gegründet. Da dieses Funkencorps ehrenamtlich die Bewachung der damals noch sprudelnden Wasserquelle am Hemmersbacher Kreuz übernahm, entstand der Name “Fontänewache”. Zur selben Zeit stellte die KG Altstädter mit Matthias Porschen, Cornelius Schmitz und Willi Gerhartz ein im alten Kreis Bergheim und auch im Kölner Raum bekanntes Trio, die sich “Bänkelsänger” nannten.
Sitzungen, die von unentgeltlich auftretenden Kräften und fast nur im Ortskolorit veranstaltet wurden, waren immer Erfolge. In diesem Zusammenhang fällt immer ein Name, Lorenz Scheuer, der es verstand, den damaligen Horremer Gemeinderat auf humorvolle Weise auseinander zu nehmen. Auch die Namen Jean Kaiser (ehemals Nachtwächter von Horrem), Franz Haas, Hubert Heinen, Josef Lenzen und Josef Kohl waren bekannte Namen für die KG Altstädter.
Es waren nicht nur Männer, die der Gesellschaft ihren Stempel aufdrückten. Weil es der Wunsch des damaligen Präsidenten war, wurde jedes Jahr ein neues Mariechen dem Publikum vorgestellt. So unter anderem Käthe Stotzem, Grete Jansen, Trudi Porschen, Anne Biemer, Marlene Klein, Elli Hamann, Renate Frank, Marlene Schepler und Annemarie Gürzenich. Auch die Damen die für die Herstellung der Kostüme zuständig waren, wie Griet Schiffer, Griet Kreiner und Frau Pablowski dürfen nicht vergessen werden.
Bis zum Jahre 1969 wurde unter großer Anteilnahme und für fünf Groschen Eintritt im Saal König mit Kaffee und Kuchen unter der Leitung von Josefine Löffler die Damensitzung abgehalten.
Durch den Zweiten Weltkrieg verlernten alle das Lachen und der Vereinsbetrieb ruhte überall. Nach dem Krieg waren die Schwestergesellschaften Kutt-erop und die Großen Horremer diejenigen, die den Karneval in Horrem wieder aufleben ließen. Der Präsident Adam Mevis wollte erst der Rückkehr der Gefangenen abwarten, jedoch wollte er nicht ganz auf den Karneval verzichten und zog mit Cornelius Schmitz mit einem selbst gebastelten Karnevalswagen über den ihnen lieb gewordenen Berg.
Durch Belegung mit Flüchtlingen war der Gesellschaft das Karnevalstreiben im Saal König nicht mehr möglich und es wurde intensiv nach anderen Möglichkeiten gesucht. Dies waren für die Altstädter die schwierigsten Zeiten. Die Gesellschaft hatte keinen Saal, die Fontänewache hatte keine Uniformen und die Kasse war so gut wie leer. Trotzdem war eine stattliche Anzahl von Mitgliedern gewillt und bereit, unter den schweren Umständen wieder etwas aufzubauen. Bei der Versammlung am 16. Februar 1948 mit der Schwestergesellschaft Großen Horremer einigte man sich, den Silvesterabend mit einem Tiroler Ball abzuhalten.
Im Jahre 1950 nahm die Gesellschaft erstmals wieder geschlossen an einem Rosenmontagszug teil. Heute sind noch einige Mottos der Karnevalswagen den Mitgliedern bekannt, so unter anderem Kleine Winzerin vom Rhein, die schwarzen Katzen, der weiße Elefant oder der Tausendfüßler mit Giraffenhals, um nur einige zu nennen.
Nach 16 Jahren Präsidentschaft trat der große Adam Mevis zurück und übergab die Herrschaft an Peter Pelzer ab. Aus Gesundheitsgründen trat Peter Pelzer nach zwei Jahren zurück und gab das Zepter an Jakob Prömpers weiter.
Im Jahre 1956 war es soweit, Präsident Jakob Prömpers konnte mit Hans Pelzer den ersten Prinzen der KG Altstädter proklamieren. Mit nur 25 Jahren schwang Hans Pelzer das Zepter mit Bravour. Da er auch mit rheinischem Akzent gute Reden schwingen konnte, wählte man ihn 1958 zum Präsidenten.
Im Jahre 1962 feierte die KG Altstädter ihr 25jähriges Jubiläum, und turnusgemäß stellte die KG den zweiten Prinzen in ihrer Vereinsgeschichte. Als aktiver Karnevalist wurde Josef Lütz zum Prinz “Josef III.” proklamiert und setzte so die Karnevalstradition der Familie Lütz fort.
Aus Altergründen trat 1963 der komplette Vorstand außer Präsident Hans Pelzer zurück, und eine junge Mannschaft unter dem ersten Vorsitzenden Theo Lenzen übernahm das Ruder.
Der dritte Prinz der KG wurde im Jahre 1968 Heinz Dahmen, der leider viel zu früh von uns gegangen ist und uns immer unvergessen bleibt.
Endlich war es soweit. Im Jahre 1974 wurde das erste Dreigestirn der KG mit Prinz Dieter I. (Gran), Bauer Ferdi (Porschen), Jungfrau Jürgenia (Jürgen Seemann) und Prinzenführer Herbert Koscholek der Horremer Bevölkerung vorgestellt und von Hans Pelzer proklamiert.
Da Hans Pelzer mittlerweile auch den Posten des ersten Vorsitzenden in dem 1968 gegründeten Spielmannszug übernommen hatte, trat er 1976 nach 18 Jahren Präsidentschaft zurück und übergab das Amt an Dieter Gran.
Das Jahr 1979 war für die KG ein hartes Jahr, da einige große Sachen zu bewältigen waren. Z.B. musste die Session 79/80 vorbereitet werden, das zweite Dreigestirn der KG sollte proklamiert werden, und ein neuer erster Vorsitzender musste gesucht werden. Nach 16jähriger Tätigkeit als erster Vorsitzender gab Theo Lenzen diesen Posten an Günther Busch weiter.
Am 10. November 1979 war es wieder soweit. Das zweite Dreigestirn mit Prinz Hubert I. (Klein), Bauer Hans-Peter (Schallenberg), Jungfrau Gundi (Günther Busch) und Prinzenführer Franz Roloff wurde vom Präsidenten Dieter Gran proklamiert. An diesem Abend tanzte zur Überraschung aller Gäste nach zehn Jahren erstmals wieder eine Fontänewache der KG unter der Leitung von Alfred Buss.
Im Frühjahr 1982 verstarb im Alter von 50 Jahren plötzlich und für die Gesellschaft viel zu früh unser Ehrenpräsident und erster Vorsitzender vom Spielmannszug Hans Pelzer. Die Gesellschaft verlor nicht nur einen Freund, sondern auch einen der profiliertesten Karnevalisten im Horremer Karneval.
Auf der Jahreshauptversammlung im Jahre 1981 wurde Hubert Klein zum neuen Präsidenten gewählt.
1983 übernahm Robert Mohnhoff kommissarisch das Amt des 1. Vorsitzenden von Günther Busch bevor er offiziell auf der Jahreshauptversammlung 1984 gewählt wurde.
Turnusgemäß nach sechs Jahren stand für die KG im Jahre 1985 wieder die Frage an, wer wird das dritte Dreigestirn. Getreu dem Wahlspruch unseres ersten Präsidenten Adam Mevis, “Immer anders als die anderen”, wurde das Dreigestirn aus den Reihen der Mitglieder “ausgelost”. Das große Los fiel auf Prinz Robert I. (Mohnhoff), Bauer Ludwig (Scheiber), Jungfrau Thea (Theo Lenzen) und Prinzenführer Ferdi Porschen.
Die Überraschung bei den Anwesenden war gelungen, denn die Altstädter hatten wieder für Spannung gesorgt.
Die Session war gerade zu Ende, als uns zwei schwere Schläge trafen. Erst starb im Alter von 50 Jahren der amtierende Bauer Ludwig Scheiber, und einige Tage später verstarb nach kurzer Krankheit unser ehemaliger Präsident Dieter Gran.
Alle 6 Jahre ist wieder die Zeit, da die KG Altstädter ein Dreigestirn proklamieren kann. So auch im November 1991. Aus den Reihen der Mitglieder wurde Prinz Helmut I. (Pelzer), Bauer Hans-Peter (Breidenbach), Jungfrau Dietlinde (Dieter Lokum) und Prinzenführer Ferdi Porschen auserkoren. Prinz Helmut ist der Sohn unseres unvergessenen Hans Pelzer.
In der Session 97/98 hatte die Gesellschaft die große Ehre, das Stadtdreigestirn der Stadt Kerpen zu stellen, und das in den Farben “Blau-Wiess”. Im November wurden Prinz Klaus (Straberg), Bauer Josef (Schorn), Jungfrau Gerda (Gerd Schulz) und Prinzenführer Theo Lenzen in Horrem und im Januar 1998 in der überfüllten Erfthalle Türnich zum Stadtdreigestirn proklamiert.
Bei der Jahreshauptversammlung 1998 trat Hubert Klein als Präsident zurück und übergab sein Amt an Helmut Pelzer, der bis heute die Geschicke des Vereins leitet. Aber auch die Ratschläge des jetzigen Ehrenpräsidenten Hubert Klein verklingen nicht ungehört.
Nach dem Stadtdreigestirn galt es im sechs Jahre Rhythmus wieder ein stattliches Dreigestirn zu finden. Dies gelang hervorragend mit dem Prinzen Hans-Gerd I. (Pelzer), der in die karnevalistischen Fußstapfen seines Vaters Hans und seines Bruders Helmut trat, dem Bauern Wolfgang (Krause) und der Jungfrau Claudia (Klaus Hackbarth). Sie wurden von Ihrem Prinzenführer Ralf Hackbarth durch die Session 2003/2004 geleitet.
2010 gab es eine Bahn brechende Neuerung im Vorstand der KG. Zum ersten Mal wurde eine Frau bei der Jahreshauptversammlung zur Vorsitzenden gewählt. Nach 18 mehr als erfolgreichen Jahren gab Karl-Heinz Reck sein Amt an Astrid Graefen ab.
Durch die Jubiläen der drei Horremer Gesellschaften kam der sechs Jahre Rhythmus etwas durcheinander und so stellte die KG Altstädter Blau-Wiess 2011/2012 im Jahre ihres 75. Bestehens erneut das Horremer Dreigestirn. Nach vielen Mutmaßungen und Wetten wurde am 5.11.2011 unter großer Teilnahme der Mitglieder und Bevölkerung ein Trifolium proklamiert. Nach 20 Jahren wollte Prinz Helmut I. (Pelzer) noch einmal antreten. Mit dem Bauern Friedhelm (Halbach), der Jungfrau Thomasina (Thomas Peters) und dem Prinzenführer Hans-Gerd Pelzer fand er drei Mitstreiter, die gelassen und locker die Session angehen konnten. Das Publikum trug die Drei samt Begleitung durch die Hallen, Säle und Zelte. Die Unterstützung durch Sponsoren, Gönner und Freunde war grenzenlos.
Dieses Jubiläumsjahr, mit mehr als 100 neuen Mitgliedern, kann als das erfolgreichste Jahr in der Vereinsgeschichte der KG angesehen werden. Die Showtanzgruppe Golden Girls und Boys etabliert sich mehr und mehr im rheinischen Karneval, holt deutsche und europäische Vizemeistertitel nach Horrem. Auch die Fontäne Wach formiert sich als Kinder- und Jugendtanzgruppe wieder zu alter Stärke und erfreut das Publikum in den Hallen, Sälen und Zelten. Und „last but not least“ sorgt das Männerballett der KG bei seinen Auftritten immer wieder für tobende Zuschauer und nicht enden wollenden Applaus.
Auf das in den vergangenen Jahrzehnten Geleistete kann die Gesellschaft stolz sein und aufbauen. Nichts desto trotz muss man daran arbeiten die Mitgliederbindung zu festigen. Dies versuchen wir durch die verschiedensten Aktivitäten wie Ausflüge, Grillabende, Weihnachtsfeiern oder Stammtische. Zusammen mit den beiden anderen Horremer Karnevalsgesellschaften werden wir das Brauchtum in der fünften Jahreszeit auch in den nächsten Jahren nicht vernachlässigen.
Die Gesellschaft möchte sich bei allen Mitgliedern, Senatoren, Freunden und Gönnern für die jahrelange Treue und die stetige Unterstützung bedanken.
Helmut Pelzer,
Präsident bis 2016